Samstag, 10. März 2012

Kapitel 1 - im auch politischen Herbst 2009 begab es sich...

Der ganz alltägliche Wahnsinn...
...oder: eine Woche in sprachlichen Bildern


Wieso ist es gerade diese Woche, die ich mir zum Motiv einer kleinen Reihe von Beschreibungen gewählt habe, mag der geneigte Leser fragen? Zum einen ist in eben dieser Woche einiges passiert und mir aufgefallen, das mir eines Berichts würdig scheint und zum anderen steht am Ende dieser Woche eben das Ereignis, das über das Wohl und Wehe des Landes, in dem ich lebe in den kommenden vier Jahren entscheidet. So beginne ich also mit diesem kleinen Tagebuchauszug des alltäglichen Wahnsinns...


21. September 2009:


Es ist schon bezeichnend, was in den letzten Jahren an Platitüden, sogenannten „Weisheiten“ und Allgemeinplätzen sprachlicher Art in unsere Umwelt losgelassen wurde. Erst heute sah ich zwei dieser Allgemeinplätze, die in verbaler Form in die Umwelt getragen wurden: zuerst den Träger eines T-Shirts, mit der Aufschrift „Todesstrafe für Kindermörder“ auf der Vorderseite und „Keine Gnade“ auf der Rückseite des Oberbekleidungsstücks und dann, kurz danach, ein Transparent an einem Brückengeländer, dessen Botschaft untermalt (sozusagen) mit Incredimail-typischen Smilies lautete: „für gut, gegen böse!“


Zu der ersten Botschaft, die mir von einem recht tumb dreinblickenden Fahrgast im Linienbus auf dem Weg zur Arbeit aufgezwungen wurde, will ich nur als Kommentar abgeben, dass ich das derzeitige Strafrecht, das eine lebenslange Haftstrafe mit anschliessender Sicherungsverwahrung für solche Täter vorsieht, persönlich für absolut ausreichend halte. Und dass ich froh bin, dass Änderungen des bestehenden Rechts und Gesetzes nicht durch tumbe T-Shirtträger initiiert werden.


Die zweite Botschaft aber, die sich mir präsentierte, hätte eigentlich in ihrer Naivität weitaus besser zum vorgenannten T-Shirtträger gepasst. In ihrer Wahrhaftigkeit und auch der intellektuellen Tragweite ungefähr im gleichen Register anzuordnen wie „Draussen gibt’s nur Kännchen“ oder „Geiz ist geil!“ ist diese Äusserung sowohl Wahrheit als auch Dummheit. Es wird Zeit, dass jemand entsprechend zielgruppengerecht ein T-Shirt mit genau diesem Motto veröffentlicht und dies auf einer ebenso zeilgruppengerechten Plattform feilbietet. Ist die Domain www.spackenhemden.de eigentlich noch frei...? Das wäre doch ein probater Grund, genau solche T-Shirts für entsprechend dumme Menschen zu produzieren. Die Zielgruppe ist in genügend grosser Zahl vorhanden.


Überhaupt, Sprache... die Vieldeutigkeit mancher Sätze ist den Produzenten derselben meistens herrlich unbewusst. Bei einem bekannten Beispiel schaltet sich sofort mein innerer Rüdiger Hoffmann ein, sobald ich lese: „Rauchen kann tödlich sein“. Im Hoffmannschen Modus geht der Satz dann weiter: „...muss aber nicht!“. Oder: „Rauchen gefährdet die Gesundheit Ihres Kindes bereits in der Schwangerschaft!“ Also, da muss ich mal entgegnen: Erstens ist mein Kind nicht schwanger! Und wenn die dann auch noch rauchen würde... also da wär aber Achterbahn! Vor einigen Jahren sah ich einen wirklich schönen vieldeutigen Satz auf einer elektronischen Anzeigetafel in der Duisburger U-Bahn, der eigentlich dazu gedacht war, die Sauberkeit in den Stationen zu fördern, der aber in der zweiten Bedeutung zu sinnloser Gewalt aufrufen könnte... „Bitte werfen Sie keine Abfälle in den Gleisbereich. Benutzen Sie die dafür vorgesehenen Abfallbehälter.“ Leider wartete ich vergebens darauf, dass jemand diesen Rat befolgte, und einen Abfallbehälter in den Gleisbereich warf.


Weniger vieldeutig, aber dennoch im Gedächtnis verhaftet sind die zahlreichen sprachlichen Allgemeinplätze oder in mancher Hinsicht eher klein geratenen Allgemeinplätzchen, die in der Politik und in den Medien gebacken wurden und dadurch zur Steilvorlage für Satiriker wurden. Zu wahren Klassikern wurden dabei etwa „Die Renten sind sicher“ oder inwzischen auch der vielgenutzte Satz unserer amtierenden Bundeskanzlerin (am besten zu geniessen im entsprechenden Tonfall), der da lautet: „Hierfür müssen wir gemeinsam eine Lösung finden“. Der ultimative Ausdruck einer Politik, die dafür steht, sich hinter drängenden Fragen zu verstecken. Zum Aussitzen – der Strategie ihres politischen Ziehvaters – fehlt ihr nun mal die Masse (noch, zumindest).




22. September 2009:


Der Wahnsinn mit Methode geht weiter. Die Verbreitung ist wieder mal das weltweite Netz und seine dem sogenannten Web 2.0 verdankten Verbreitungsportale für Videos: das neueste Drohvideo der Al-Qaida in Richtung Deutschland. Laut dieser – ich nenne es mal Botschaft (wertfrei so bezeichnet) sollte in den zwei Wochen nach dem Wahlsonntag das deutsche Volk entweder kollektiv Bunker aufsuchen, oder aber einen zweiwöchigen kurzfristigen Urlaub in Kiel ins Auge fassen. Ja, wirklich! Kiel – die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Da stellen sich doch Fragen über Fragen. Zuerst einmal: wer war denn der Modeberater, der dem aus Marokko stammenden deutschsprachigen Islamisten das Outfit eines wahrscheinlich eher erfolglosen jungen Versicherungsmaklers mit schlechter Frisur verpasste? Woher kommt denn dieser Paradigmenwechsel vom ursprünglich vermummten Jihad-Kämpfer zum jungen Schlipsträger vor dunkelrotem Samtvorhang? Und wer schreibt die Texte dieser Botschaften, die durch Zitate bekannter Werbespots („Dafür stehe ich mit meinem Namen“ - original so gesagt in einem Werbespot für Babybrei) in Richtung Satire abgleiten? Und überhaupt, Kiel! Wieso ist ausgerechnet Kiel die sichere Enklave vor dem drohenden Bombenterror der Al-Qaida in Deutschland? Ist „Abu Talha, der Deutsche“, wie Herr Bekkay Harrach (so der Name des Terrorschlipsträgers) mit einem Beinamen genannt wird, vielleicht Handballfan? Hat irgendein Islamist vielleicht sentimentale Erinnerungen an Kiel? Und wenn ja, welche könnten das sein? Ich selbst war einige Male schon in verschiedenen Orten Norddeutschlands und ja, das ist schon schön da... aber mir fällt wirklich nichts ein, was Terroristen dort besonders anziehend finden könnten. Was wirklich nachdenklich stimmt: der Mann ist im Rheinland aufgewachsen! Die Heimat des närrischen Brauchtums schlechthin. Vom Dreigestirn zur Taliban ist da der Schritt nicht gross, scheint es.


23. September 2009:


Die Domain spackenhemden.de ist noch nicht vergeben...
Achtung, Marktlücke, jetzt komme ich!!!


Naja, andererseits – vielleicht doch eher nicht.




24. September 2009:


„Das Augsburger Kasperle“ - nein, dies ist nicht die despektierliche Bezeichnung eines bayrischen Lokalpolitikers, sondern die Aufschrift eines Plakats, das nun überall an Laternenpfählen und Brückengeländern der Stadt, in der ich wohne, hängt. Es ist wieder mal die Saison, in der Kinder auf Kirmesplätze und in dort stehende beheizte sogenannte Theaterzelte gelockt werden sollen, um dort eine Kasperletheateraufführung zu besuchen. Warum findet das immer im kalendarischen Herbst statt? Schon seit mehreren Jahren sind es immer diese Kasperlepuppen-Events, die regelmässig im Herbst und in Zelten stattfinden. Anscheinend ist es wohl zu langweilig und zu bieder, diese Form der Unterhaltung in einem gewöhnlichen Innenraum, etwa in einem Kindergarten oder der Aula einer Schule darzubieten.


Vor einigen Jahren noch gab es zumindest einen kleinen Skandal um den hölzernen und herumreisenden Freund der Kinder, als auf Ankündigungsplakaten zu lesen war: „Der Kasper kommt... im Theaterzelt!“ Also, zumindest gab es keine Sondervorstellungen für Kinder ab 18, in denen genau das, was die Plakate so saftig versprachen, auch tatsächlich gezeigt wurde.


Immerhin ist der Kasper auch schon zum Erwachsenenschreck mutiert, wenn man der breitwandigen Buswerbung des DRK mit dem Titel „Der Herzkasper kommt!“ glauben darf. Ein böse grinsender Horrorkasper mahnt uns, ihm nicht zu nahe zu kommen.




25. September 2009


Wahnsinn in einer neuen Dimension kommt aus einer Quelle, aus der wir lange nichts besonderes mehr hörten: Das Bundesinnenministerium hat (wie unter anderem auf dem Online-Portal des Heise-Verlags berichtet) einen „Wunschzettel“ veröffentlicht, wie die Befugnisse des Verfassungsschutzes vom Geheimdienst zu einer Polizeibehörde erweitert werden sollen... Irgendweie läuft da nicht nur mir ein Schauer historischer Erinnerung über den Rücken, und die Bezeichnung „Gestapo 3.0“ machte daraufhin schon mehrfach die Runde in diversen Webforen.


Eigentlich soll doch eine Behörde namens „Verfassungsschutz“ doch die Verfassung vor genau solchen Plänen und deren Urhebern schützen – aber anscheinend ist es nicht Aufgabe dieser Behörde, die feuchten Träume des Dr. Schäuble zu reglementieren, der ob der Aussicht, den genetischen Fingerabdruck zum generellen erkennungsdienstlichen Merkmal zu machen und V-Männer für Straftaten, die zum „szenetypischen Verhalten“ gehören, nicht mehr zu bestrafen, bestimmt sabbernd und kichernd in irgendeiner Ecke hockt.


Wie lang wird es wohl dauern, bis wir in unserem Land wieder „Heil <Namen des Oberhaupts einsetzen>“ rufen (müssen)...? Oder wird bald Neusprech als Landessprache eingesetzt, mittels der dann der schleichend einkehrende Faschismus zur staatstragenden Stabilisierungs- und Wohlstandsmassnahme umdefiniert wird...? Trotz noch schönem Spätsommerwetter drohen dunkle Wolken.




26. September 2009:


Es scheint so, dass Satiriker nicht mehr gebraucht werden, wenn auf Wahlplakaten zu lesen ist: „Sie wählen mich zur Kanzlerin, so wahr mir Gott helfe!“ Zuerst mal: nein, tue ich nicht! Da hilft Frau Merkel auch Gott nicht. Und ausserdem: Gott (wenn der geneigte Leser denn an den im christlichen Abendlande üblicherweise rauschebärtigen alten Mann glauben will) helfe uns, wenn die Koalition, die sich die Perle der Uckermark wünscht, Wahrheit werden sollte... Auch wenn immer noch demoskopische Unken von der Unentschlossenheit von fast 25 % der potentiellen Wähler quaken. Die, zusammen mit den Nichtwählern, würden dann ganz locker die absolute Mehrheit der Bundesbürger stellen – Pech nur, dass dies in Bezug auf den Bundestag nichts bringt. Leider sind die Verdrossenen nicht parteipolitisch organisiert – oder besser: Gott (siehe oben) sei Dank.


Mir persönlich können die nun hektisch gekleisterten Last-Minute-Appelle der Parteien nichts mehr anhaben, da meine Briefwahlunterlagen schon mit meiner Entscheidung qua zweier Kreuze ihren postalischen Weg genommen haben. Das einzige, was diese Appelle noch bewirken, ist die visuelle Umweltverschmutzung, die damit noch einhergeht... Immerhin bin ich und auch die breite Masse momentan verschont von dem Doppelpack-Plakat Merkel & Lengsfeld mit dem bezeichnenden Titel „Wir haben mehr zu bieten“ und den dazu passenden Fotos der beiden durch Abendmode tief dekolletierten Grand Dames der CDU – das der Satiriker Urban Priol schon unlängst passend umtitelte in „Vier Möpse für ein Halleluja!“


Ach ja, der gestrige Wahnsinn (siehe oben – Geheimpolizei) erwies sich als wahltaktischer Schnellschuss, der nun im Sinne von „War doch nur Spass...!“ von unserem Reichssicherheitsmini... nein, äh, Bundesinnenministerium als rein internes Gedankenexperiment abgetan wird, dass ja niemals hätte öffentlich werden sollen – jedenfalls nicht vor der Wahl, wie die Betitelung des Papiers als Entwurf eines Koalitionspapiers vermuten lässt. Also doch wirklich nur der feuchte Traum des führenden Berufsparanoikers unserer Republik? In jedem Fall ein probates Mittel, spätestens jetzt auch eingefleischte Fans des Dr. Seltsam, der für unser aller Sicherheit sorgen will, zum Nachdenken zu bewegen. Aber vielleicht erwarte ich auch zuviel von eben jener Zielgruppe, die schon aus „Tradition“ nur schwarze Kreuze auf dem Stimmzettel macht, und somit zum Einfärben des kollektiven Trauerflors zur Beerdigung diverser Grundrechte noch ein bisschen mehr beiträgt.


Ich bin mal gespannt, ob es die Piratenpartei schafft, in den Hochrechnungen einen eigenen kleinen Balken zu bekommen, oder ob sie unerwähnt unter den „Sonstigen“ herumdümpelt. Ab 3 & reicht es wohl für einen solchen Balken – und welche Farbe der wohl bekommt...? Haben die Wahlstudios genug Humor, um dem Balken das Aussehen eines kleinen Jolly Roger (Anm.: Bezeichnung der traditionellen Piratenflagge mit Schädel und gekreuzten Knochen) zu verpassen? Auch das wird wohl eher nicht eintreffen, befürchte ich.


Alles in allem kann man gespannt sein, ob sich die Tendenz zum Weiterbestehen der indifferenten und inkonsequente Grossen Koalition bestätigt. Allen oben genannten Unken zum Trotz ist der Trend dazu weiterhin vorhanden – was dann weitere vier Jahre Möpse bedeutet.




27. September 2009:


Nun ist es amtlich: die Möpse regieren in der Tat weiter – und so wie es nun aussieht zusammen mit der Partei, die sich dreisterweise liberal zu nennen pflegt. Einige Beobachter sehen das Ergebnis der Union und die Gewinne der FDP als Watsche für Schäuble und von der Leyen... nun ja, im Grunde ist es aber erstmal eine verjüngte Version der „geistig-moralische-Wende“-Koalition, die 1982 unter Helmut Kohl ihre Mission begann – und die nun von seiner politischen Ziehtochter angetreten wird. Na dann, gute Nacht Deutschland. Ich muss sagen, es zeugt wieder mal von (unfreiwilligem?) Humor des Fernsehsenders Pro Sieben, dass ausgerechnet zum Bundestagswahlabend der Spielfilm „Star Wars Episode III – Die Rache der Sith“ im Prime-Time-Programm lief. Zu jenem Zeitpunkt waren doch schon genug Menschen zur Dunklen Seite der Macht – um nicht zu sagen, der schwarzen und gelben – übergetreten. Immerhin hatte dieser Sender schon zum Anlass des sogenannten „Fernsehduells“ zwischen Angela Möps... äh, Merkel und dem anderen Kandidaten den Zuschauern die eindeutig angenehmere Alternative „Die Simpsons – Der Film“ zu bieten. Programmplanung kann schon spassig sein. Diese beiden Kunstgriffe der Abendunterhaltung des Privatfernsehens verdienen schon eine Aufnahme in ein best-of der (womöglich unfreiwilligen) Komik der Programmplanung.


Mindestens eine Erwähnung ist sie schon wert, die Piratenpartei. Zwar gab es keinen eigenen Balken im Jolly-Roger-Design (im Fernsehen zumindest nicht!), aber die 2,0% (unter den Erstwählern fast 13% und bei den 18- bis 24-jährigen Wählern um 9%!!) wurden zur Kenntnis genommen und zumindest bei tagesschau.de in deren Online-Angebot zur Wahl mit einem (orangefarbenen) Minibalken geadelt. Und ein Ergebnis, das zwar nicht zum Einzug in den Bundestag reicht, aber trotzdem die Piratenpartei zum Gewinner der sogenannten „Sonstigen“ macht (die selbst die NPD hinter sich lassen konnte – Respekt!) ist schon bemerkenswert. In absoluten Zahlen wurden fast 850.000 Stimmen (Zweitstimmen wohlgemerkt!) erzielt. Bravo und weiter so! Bei ihrem ersten Bundestagswahlauftritt 1980 erzielten die Grünen nur 0,5%... Da ist der erste Bundesauftritt der Piraten mal locker um 400% besser ausgefallen. Ich höre schon den rollenden Recken mit den Zähnen klappern vor Angst... über eine dreiviertel Million neuer Verfassungsfeinde...!!! Und ja, ich bin einer davon! So!


Ich frage mich nun, ob die eindeutig dem alltäglichen Wahnsinn zuzuordnende Meldung der Ankündigung eines Amoklaufs per e-Mail an den Schulleiter einer Gesamtschule im Duisburger Norden, die zur Schliessung der Gesamtschule und eines benachbarten Gymnasiums am Montag führt, nun ein Ausdruck des Frusts ob der kommenden vier Merkeljahre sind, ober ob hier doch wieder ein ausgegrenzter Killerspieler (na, was denn sonst??) am Werke ist? Oder am Ende ein makabrer Schülerstreich – nach dem Motto: Nach dem Wahlergebnis brauchen wir einen Tag frei? Bald wird alles ans Licht kommen. Auch Hagen Rether weiss das, wenn er sagt „die finden alles raus!“.




28. September 2009:


Moment – die Woche war doch mit dem 27. abgeschlossen, oder nicht? Stimmt schon – aber die Nachwehen des Sonntags möchte ich schon mitnehmen. Nicht zuletzt, da doch heute abend der Geburtshelfer (um bei dem Wehenbild zu bleiben) der fundierten politischen Diskussion im Fernsehen, Frank Plasberg, zum After-Wahl-Talk natürlich unter dem Motto hart aber fair ins erste Programm einlädt... Zumindest diese Veranstaltung der Wahlnachlese will ich mir doch geben – habe ich doch schon die Elefanten- und Elefantinnenrunde aus Berlin bewusst verpasst. Nun, bei der Elefantenrunde waren ja auch nicht Dieter Hallervorden oder Alice Schwarzer dabei. Das kann heiter werden.


Wahrscheinlich sogar heiterer als der Anblick, der sich mir heute morgen beim Umstieg von der U-Bahn zum Bus zum Büro bot: nach dem üblichen Proviantfassen im Supermarkt ging ich zur Überbrückung der Wartezeit wie üblich vor das Bahnhofsgebäude, um eine Zigarette zu rauchen und fand mich plötzlich neben einer Rentnerinnengruppe wieder, die wohl nach dem Motto handelnd „Erst die Angela gewählt und nun zur Belohnung auf Butterfahrt“ sich versammelte und in Richtung eines Reisebusses schlich. Starke Realsatire war es, dass der für die Rentnerinnen bereitgestellte Reisebus von der Firma „Reisedienst Killer“ stammte. Ein komödiantisches Schwergewicht der Transportindustrie könnte entstehen, wenn die mit der Spedition Mordhorst fusionieren. Die Grösse der Gruppe liess mich vermuten, dass ich mich nun doch am Bahnhof der fiktiven Stadt Raccoon City inmitten einer Horde Untoter befand... da kommen Killer zu spät – die sind schon tot. Um eins klarzustellen: ich bin durchaus für Respekt und auch (wenn verdient) einer gewissen Ehrfurcht vor den Älteren in manchen Gemeinschaften. Aber eine Masse von butterfahrtgeilen potentiellen Rheumadeckenabzockopfer manövriert sich selbst doch leicht in die Kategorie des Ziels humoristischer Attacken.


Weniger heiter ist es, dass just am freien und zum Ausschlafen einladenden Sonntag (wählen gehen war ja dank bereits erledigter Briefwahl nicht mehr nötig) eine Erkältung voll erblühte, die mir schlechten Schlaf – so ungefähr fünf Stunden in mehreren Etappen in der vergangenen Nacht und heute einen reichhaltig verquollenen Arbeitstag mit Rotzstau in der Nase und Kratzen im Hals beschert. Und so schliesst eine Woche des alltäglichen Wahnsinns und es beginnen die kommenden mindestens vier Jahre neuer Wahnsinnsworte und -taten – mit Rotz und Halsschmerzen.


Träume süss, Deutschland...


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Achtung: dieser Text ist durchaus als Satire zu verstehen!


Es grüsst, wie immer barfüßig,


~*Ganesha*~
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"Life is chaos, chaos is life! Control is an illusion!"
- Trance Gemini

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