Samstag, 10. März 2012

Teil 2, Kapitel 15 - Herbstdepression eines Hippies? Oder doch nur ein kurzer Zivilisationsblues...?

m Montag hatte ich ein Gefühl, das wohl daher kommt,
daß ich mir am Wochenende davor eine recht große Portion
an zivilisationskritischen Medien gegönnt habe... es
begann am Donnerstag, als ich mit Begeisterung begann, in
dem mir an jenem Tag per Post zugestellten Buch "Original
Wisdom" von Robert Wolff zu lesen und vieles, wenn nicht
sogar alles von dem, was ich dort las, wichtig und richtig
fand. Dann kam der Freitag, der zum einen das Ende einer
weiteren Woche "in der Maschine", also der Arbeitswelt
markierte und dann am Abend sozusagen nahtlos in einen
weiteren Besuch der "Avatar" Special Edition im Kino
mündete.
Der Samstag war dann ein Tag des Entspannens und des
weiteren Lesens in dem genannten Buch, der dann am
Abend eine weitere Portion "reality check" bot, als ich
mir den preisgekrönten Dokumentarfilm "Die Bucht" ansah.
Emotional aufwühlend und herzzerreißend waren nicht allein
die Bilder des Tötens der Deplhine, das immer noch alljährlich
im September in Taiji stattfindet, sondern auch und gerade
die Reaktionen der Menschen, die sich dem Meer verbunden
fühlen und dies bezeugten. Eine Weltrekordlerin im Freitauchen,
die auch schon selbst mehrfach dabei Kontakt mit wild lebenden
Delphinen hatte war dort in Tränen aufgelöst zu sehen und bei
der Beschreibung ihrer Gefühle angesichts dessen war es ihr
nicht möglich, Tränen zurückzuhalten. Eine andere Sequenz
beschrieb eine Trauerzeremonie, aus dem Jahr 2007, die der
Profisurfer Dave Rastovich mit mehreren anderen Profisurfern
und einigen Prominenten aus den USA und Australien dort
abhielt (einen "mourning circle" im Wasser auf ihren Surf-
brettern), wobei sie im Wasser von den dort anwesenden Fischern
bedrängt und angegriffen wurden. Die Reaktionen darauf, als die
Aktivisten dann aus dem Wasser kamen, waren ebenfalls mehr als
aufwühlend. Eine junge US-Schauspielerin, die in der Fernseh-
serie "Heroes" ironischerweise eine unverwundbare junge Frau
spielt (Hayden Panettiere, in der Serie als "Claire Bennett"),
brach auf dem Strand heftig weinend und alles andere als
unverwundbar scheinend zusammen.




Was mich aber wieder mal den Kopf über die Idiotie mancher
Menschen schütteln ließ, ist die Tatsache, daß die dortigen
Behörden bis vor kurzem keine Skrupel hatten, das Fleisch der
dort getöteten Delphine zum Verkauf und Verzehr weiterzuverar-
beiten, obwohl der "zivilisierte" Mensche durch den Gebrauch
fossiler Brennstoffe die Umwelt so sehr unter anderem mit
Quecksilber verseucht hat, daß es sich in Meerestieren über
die Nahrungskette so weit anreicherte, daß speziell die Delphine
inzwischen zu "schwimmenden Giftfässern" (Zitat des Films) ge-
macht wurden.

Ich dachte, daß ein weiterer Besuch auf Pandora das schlechte
Gefühl etwas lindern könnte, aber auch dieses fiktive Werk ist
ja nichts anderes anls Zvilisations- und Kapitalismuskritik -
auc hwenn es ironischerweise einem der größten Turbokapitalisten,
namentlich Ted Turner, Kopf der News Corporation, zu der auch
die 20th Centeury Fox gehört - eine Rekordbilanz 2009 beschert hat.
Ich dachte mir, bevor ich am Sonntagabend, also direkt vor Wieder-
eintritt in "die Maschine" am Montagmorgen, mit dieser Stimmung
ins Bett gehe, lenke ich mich mit absolut trivialer Popcorn-
Unterhaltung ab, und schaue im Fernsehen einen Film der "Resident
Evil" Reihe ("Extinvction"). Aber selbst dort haben die Autoren
dem Wissenschaftler des fiktiven Megakonzerns Umbrella Corp.
einen ironischen Satz in den Mund geschrieben, der reine Zivilisa-
tionskritk ist. Kurze EInführung: ein von der Umbrella Corp. ent-
wickeltes Virus läßt Menschen zu ehemals Artgenossen fressenden
und damit infizierenden Zombies werden. Nun forscht Umbrella an
einem Gegenmittel, um die Zombifizierung rückgängig zu machen.
Und bei einem Versuch am untoten Objekt zeigt der Testzombie
doch fast menschliches Verhalten.
Auf die Frage eines Assistenten, was passiert, wenn die Zombies
sich nicht mehr vollständig an ihr Menschseinm erinnern, ant-
wortete der wissenschaftlich verkleidete Bösewicht: "Na, dann
haben wir jede Menge billige Arbeitskräfte..."

Ja, da war doch genau das, was heute schon zum Teil gilt:
zombiehaft gewordene Menschen, die unter Tariflohn Tag für Tag
"Arbeitnehmerüberlassen" in "die Maschine" steigen.
Ich schlief in der Nacht zum Montag weder gut noch lang.
Und der Arbeitstag selbst... ich lief auf Autopilot mit
mieser Stimmung. Nach Feierabend suchte ich barfuß Plätze auf,
um Natur unter meinen Sohlen zu spüren und regennasses Gras,
um diesen ganzen Blues von mir abzuwaschen. Nach ein paar
tiefen Atemzügen brüllte ich laut und lang ein paar arglose
und unschuldige Bäume an. Das half. Inzwischen ist dieser
Blues abgeflaut... Aber das dem zugrundeliegende Große Ganze
ist immer noch das gleiche. Die Arbeitswoche hat jetzt Halbzeit
und nach zwei weiteren Arbeitstagen warten zwei Wochen außerhalb
der "Maschine" - Urlaub. Und der muß auch sein, um mich etwas
zu heilen.

Mit den nackten Zehen wackelnd,

~*Ganesha*~
__________________

"Life is chaos, chaos is life! Control is an illusion!"
- Trance Gemini

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