Samstag, 10. März 2012

Teil 2, Kapitel 14 - Eine Nachlese im Juli 2010

Hmm, die letzten Antworten in diesem Thread erinnern mich irgendwie an Charles Chaplin bei seinen tomanischen Reden als Adenoid Hynkel im "Großen Diktator"...

Ein Nachsatz zu den gestrigen Ereignissen fast direkt vor meiner Tür:

Hilflosigkeit der Verantwortlichen war das beherrschende Bild der Pressekonferenz, die am heutigen Mittag in Duisburg stattfand. 19 Tote und über 300 Verletzte sind die traurige Bilanz einer Massenveranstaltung, wie so viele andere, bei denen das Risiko besteht, daß es zu derartigen Unfällen kommt... Schon bei der Vorbereitung der Loveparade gab es die Angst vor dem, was dann gestern wirklich eingetreten ist. Und ein nun als "Panikforscher" titulierter Wissenschafter der Uni Duisburg-Essen (Prof. Michael Schreckenberg) sollte kurz vor der Loveparade in einem Porträt des WDR vorgestellt werden (er ist Mitbegründer eines Modells zur Steuerung des Straßenverkehrs und zur Stauvermeidung). Er hat auch das Unbedenklichkeitsgutachten mitgeschrieben und abgesegnet, fand aber ein solches Porträt kurz vor der Loveparade "zu heikel"... seltsam, oder?!

Inzwischen kommt mir das fast so vor, wie die Definition und Diskussion des Begriffs "Restrisiko" beim Betrieb vom Kernkraftwerken. Da sitzen die Leute die ganze Zeit mit schlotternden Beinen in den Kommandozentralen und warten auf den Knall. Bezogen auf die AKWs hatten wir den Beinahe-Knall in Three Mile Island 1979 und den wirklichen Knall in Tschernobyl 1986. Natürlich ist das jetzt in Relation um einiges größer als 19 Tote bei einer Musikveranstaltung.

Aber es hat für mich den Anschein, daß das Managementkonzept in beiden Fällen ähnlich ist... manche Kritiker der Loveparade werden die kurzen Worte des Veranstalters Rainer Schaller auf der Pressekonferenz ("es wird keine weitere Loveparade mehr geben") mit bitterer Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Ich selbst finde auch, daß die Parade seit dem Verlust des Status als Demonstration und der Hinwendung zur reinen Outdoor-Disco den originalen Geist verloren hat und von Subkultur zu Mainstream geworden ist - aber Genugtuung kann ich für das endgültige Ende dieser Veranstaltung nicht empfinden - keinesfalls bei Todesopfern.

Was wird wohl die Fuckparade dieses Jahr daraus machen, die ja als Gegenveranstaltung "Fuck the Loveparade" seit 1997 ins Leben gerufen wurde...? Bislang ist von der noch existierenden Techno-Subkultur aus der Richtung noch nichts zu hören...

~*Ganesha*~
__________________

"Life is chaos, chaos is life! Control is an illusion!"
- Trance Gemini

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen