"Euch ists nicht zu fragen,
Nicht die Antwort zu sagen.
Euch ists nur zu folgen und zu sterben."
Nicht die Antwort zu sagen.
Euch ists nur zu folgen und zu sterben."
(Alfred Lord Tennyson – "Angriff der leichten Brigade")
Wieder mal wurde ich daran erinnert, wie sehr es in der künstlichen, mechanistischen und maschinell orientierten Bürowelt, dem Reich der Zahlen, Daten und Fakten, darum geht, zu funktionieren, anstatt zu leben. Gestern erfuhr ich, dass ein langjähriger Arbeitskollege von mir im Alter von 54 Jahren verstorben ist.
Von den über neun Jahren, die er bei uns in der Firma war, haben wir fast sieben Jahre – hauptsächlich im Internetsupport für verschiedene Provider – zusammengearbeitet. Natürlich wurden im Intranet der Firma schnell die dem Anlaß angemessenen Worthülsen der Geschäftsleitung zusammen mit einem Foto des Kollegen zu einer internen Todesanzeige montiert:
„Während seiner langjährigen Tätigkeit haben wir ihn als engagierten und qualifizierten Mitarbeiter kennen und schätzen gelernt.
Wir sind sehr betroffen über den großen und plötzlichen Verlust und werden unseren lebensfrohen, freundlichen und hilfsbereiten Kollegen immer in Erinnerung behalten.
Wir sind in diesen schweren Stunden der Trauer in Gedanken bei der Familie...“
Wir sind sehr betroffen über den großen und plötzlichen Verlust und werden unseren lebensfrohen, freundlichen und hilfsbereiten Kollegen immer in Erinnerung behalten.
Wir sind in diesen schweren Stunden der Trauer in Gedanken bei der Familie...“
Zuletzt war er in einem Sachbearbeitungsteam tätig und aufgrund seiner oftmaligen Abwesenheit durch Krankheit (Rücken- und Gelenkbeschwerden, beginnender Burnout durch persönliche Probleme) und dadurch bedingtem Leistungsabfall oftmals das Ziel von Lästereien und Häme... bei Bekanntwerden der Todesnachricht wurde es auf einmal sehr still in eben jenem Team...
Zum Nachdenken bringen mich speziell zwei Dinge: erstens, sein noch recht junges Alter, in dem er starb – einer meiner Brüder ist nur ein Jahr älter – und zweitens, das Umfeld, in dem auch ich täglich einen großen Teil meiner Zeit damit verbringe, Zahlen und Daten zu zerlegen, Mitarbeiter nach ihren Arbeitszeiten in Pläne, Statistiken und Umsatzprognosen einzusortieren und damit nur mehr zu Quantitäten werden zu lassen. Auch ich bin zeitweise ein Gefangener dieser mechanischen und entmenschlichten Welt. Wieder mal werde ich daran erinnert, wie wichtig und bedeutend es ist, mein Leben außerhalb dieser auf reine Funktion fixierten Wirklichkeit zu leben. Die Momente, die ich damit verbringe, mein inneres Kind herauszulassen, meine „verrückten“ Seiten, die ich gern und offen auslebe, meine Interessen, die zuweilen mit einer Neigung zum Eskapismus zu tun haben (Bücher und Filme zum Entfliehen in Anderswelten) und auch meine spirituelle Seite sind genau die Gegenpole zu „der Maschine“, in der ich werktags zum Rädchen im Getriebe werde.
Das wirklich Traurige ist, dass zur Anregung zum Nachdenken darüber und Wachwerden so oft das Leiden oder gar der Tod eines anderen Menschen nötig ist...
* * *
“Their's not to make reply,
Their's not to reason why,
Their's but to do and die.”
Their's not to reason why,
Their's but to do and die.”
(Alfred Lord Tennyson - Charge of the Light Brigade)
Once again, I was reminded, how much functioning rather than living matters in the realm of numbers, facts and figures in the artificial, mechanistic and machine-like world of office work. Yesterday, I came to know about the death of a longstanding colleague of mine at the age of 54.
During the more than nine years he had been employed in this company, we worked together about seven years – mostly doing internet and tech support for various providers. Of course, the company management was quick and ready to combine the usual and appropriate catchwords to produce an obituary, published in the company intranet:
“During his long-term engagement, we have come to know and appreciate him as a committed and qualified colleague.
We are very sad about the great and sudden loss and will remember him always as being the friendly, helpful and buoyant man he was.
Our thoughts are with his family in these hard times…”
Recently, he was part of a case-handling team and due to his frequent absence due to illness (he had back and joint troubles plus a beginning burn-out, as a result of troublesome events in his private life) as well as decreasing work performance, he often was the target of scorn and slander within that team… when the news of his death was spread among all employees, those team members fell very silent all of a sudden.
There are two things in particular about this happening, that got me to thinking: first, his relatively young age when dying – one of my brothers is only a year older than he was – and secondly, the environment we shared and where I still spend a large part of my time, crunching numbers, sorting employees into schedules, statistics and income prognoses according to their capabilities and performance, turning them into mere quantities. I, too, am a prisoner of this mechanic and dehumanized world at times. Once again, I’m reminded of the importance of living my life outside of this purely function-oriented reality. The moments I spend letting out my inner child, living out the “crazy” sides of my being happily and openly, my interests in slight escapism (books and films which can take me to other worlds) and also my spirituality constitute the opposite pole to “the machine”, where I am merely a small cog in a big wheel.
The truly sad thing is, that it takes other people’s suffering or even death to trigger thinking about this and waking up…
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