Dienstag, 2. Juli 2013

Wutbürger, Vollpfosten und Shitstorm - Glückwunsch an die Duden-Redaktion

Wenn Konrad das geahnt hätte...



Nachdem nun "Vollpfosten" und "Spacko" in die neue Ausgabe des Duden, des Universalwörterbuchs der deutschen Sprache, Einzug gefunden hat, ist es doch keine Beleidigung, die dafür zuständigen Redakteurinnen und Redakteure so zu bezeichnen, oder?

Oder löse ich damit vielleicht einen "Shitstorm" aus? Immerhin ist ja auch dank Duden-Redaktion genau definiert, was das ist: "Substantiv, maskulin - Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht"

(Quelle: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Shitstorm )

Gut, da hat mir Mutti den großen Gefallen getan, einen Shitstorm mit richtig viel Gelächter und Häme zu entfachen, indem sie das Medium, das ich gerade benutze, zu "Neuland" erklärte. Wunderbar. Damit ist sie tatsächlich nach dem zweiten Weltkrieg der erste deutsche Regierungsschef, der wirklich neue Gebiete erschließt. Gut, ihr politischer Ziehvater (der Dicke) hat vielleicht erfolgreich die kommunistisch unterdrückten Ostprovinzen befreit (nach Lesart des rechten Flügels der Union) bzw. ein souveränes Land annektiert (was die Realität war). Aber wirklich ganz neue Länder erschlossen hat bisher nur Mutti. Sie darf sich jetzt mit Fug und Recht auch Kanzlerin von Neuland nennen.



Das Schöne daran ist, dass sie damit einer möglichen Wahlalternative der nächsten Bundestagswahl eine willkommene Steilvorlage liefert:



Ziehe ich damit jetzt vielleicht den Zorn der "Wutbürger" auf mich?

Obwohl, da bin ich auf der sicheren Seite, würde ich vermuten... da ich kein politischer Entscheidungsträger bin... "Substantiv, maskulin - aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen sehr heftig öffentlich protestierender und demonstrierender Bürger".

(Quelle: http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Wutb%C3%BCrger )

Aber was ist denn der Nährwert, sich als "Wutbürger" zu definieren? Oder besser: definieren zu lassen? Hagen Rether sagte dazu folgendes:

"Dann sagt uns irgendein Journalist, dass wir Wutbürger zu sein haben, und dann sind wir alle Wutbürger. Das wird immer gelabelt, alles... Ich bin doch kein Wutbürger... Wer ist denn hier Wutbürger...? Ist doch langweilig. Wutbürger ist voll langweilig!

Wut bringt auch nix. Wut steht auf der Stelle. Wut kriegt heiße Muskeln, Schaum vorm Mund und stampft auf und läuft heiß. Bringt aber nix.

Das ist ein super Label, um so ein Volk ruhig zu halten. Einfach sich als Wutbürger benennen, ein bisschen tätscheln und die Türe zumachen."

"Die Wut muss erst in den Schmerz transformiert werden, damit sich was bewegt, damit irgendwas voran geht. Wut bringt nix. Noch nie! Gucken Sie mal, hat doch nix gebracht. Jetzt haben wir zehn Jahre Wut auf den Terror. Wahnsinnig! Amerika ist bankrott. Durch die eigene Wut haben sie sich bankrott gewütet. Weil es nur noch um Rache ging - schon längst nicht mehr um Verteidigung! Da wird dann richtig "Wut" gespielt. Was ist das Ergebnis? Nach acht Jahren Bush sind die am Ende, die Amerikaner. Noch vier Jahre Bush, und die Amerikaner wären über die Grenze nach Mexiko geflohen. Jetzt gucken wir zu, wie die Chinesen Amerika aufkaufen."

(aus dem Programm "Liebe" - Update 2011, 24.9.2011, 3sat)



Na, Hauptsache es steht jetzt im Duden.drin... auch wenn es nichts bringt, Wutbürger zu sein. In der gleichen Kategorie - Worte für Dinge, die nix bringen - wird nun auch "Schuldenbremse" in die am 4. Juli 2013 erscheinende neue Ausgabe des Duden aufgenommen. Leider steht "Brennholzverleih" immer noch nicht drin...

Los, nehmt das in den Duden auf, ihr Spackos!


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